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  • AutorenbildValerie Loe

Ein hündischer Hausbewohner

Von Kindern und Plänen

Wie meine Familie aussehen sollte, wusste ich schon seit langer Zeit. Kinder gehörten nie dazu. Selbst noch Kind, kam ich mit Erwachsenen immer besser zurande; und auch heute sind Kinder etwas Fremdes und Unzugängliches für mich. Meinen Neffen liebe ich und will ihn nicht missen, aber trotzdem erleichtert es mich zu wissen, dass ich nicht die Verantwortung für ihn trage und mich auch nicht 24/7 um ihn kümmern muss. Auch die Kinder meiner Freunde finde ich süß und ihre ersten Versuche, die Welt zu erobern, bezaubernd, allerdings aus der sicheren Position des Zuschauers. Meine Planung sah daher immer einen Hund vor. Aufgewachsen bin ich mit Hunden und ich wusste, irgendwann soll mein eigenes kleines Fell-Kind mich begleiten.

Umgezogen in eine Wohnung, die genau zu diesem Zweck ausgesucht worden ist, begann ich mit der Suche. Kein Hund von einem Züchter, es sollte einer sein, der ein Zuhause sucht; aus dem Tierheim. Als alleinstehende, Vollzeit arbeitende Frau war es gar nicht so einfach. Tierheime wollen die bestmöglichen Plätze für ihre kleinen Schützlinge. Dass es aber gerade Familien sind, die sich zu den Feiertagen ein Tier holen, ein süßes, flauschiges Geschenk für die Kleinen, und spätestens beim ersten Urlaub merken, dass das komplizierter ist, als vorher, und deswegen viele Haustiere auf der Straße landen, wird dabei nicht bedacht.



All hands on deck

Einmal war es fast so weit, dass ich eine kleine zweijährige Pekinesin angeschaut und eventuell auch bekommen hätte. Aber zu diesem Zeitpunkt entschied mein Bruder, das Restaurant, in dem er als Chefkoch arbeitete, zu übernehmen und in die Selbstständigkeit zu gehen. Damit war klar, dass alles andere warten musste. Unsere Familie ist ein enger Verbund und wir helfen einander. Also hieß es ab dann: All hands on deck. Wir packten gemeinsam an und schafften es über die heftigste Corona-Zeit. Sobald sich aber alles eingespielt hatte, keimte in mir wieder der Wunsch nach einem Hund und ich begann zu suchen. Und wurde fündig!


Charlotte mit den weißen Pfoten

Allein auf der Straße aufgefunden, kaum ein Monat alt, hatte man Charlie nach Österreich gebracht und aufgepeppelt. Da ihr die Sozialisation durch ihre Artgenossen fehlte, kam sie in eine Pflegefamilie und man suchte nach einem Platz für sie. Ganz klar, das würde Arbeit werden. Doch ich hatte sie gesehen und war hin und weg. Stupsnase, Augen wie mit Kajal umrandet und weiße Pfötchen.

Ich glaube, dass ich bei meinem ersten Date nur halb so aufgeregt war, wie vor dem ersten Treffen mit Charlie und ihrer Pflegefamilie. Denn eines hatte man mir klargemacht: Wenn die Familie sagte, dass das nicht passte, hatte ich keine Chance. Mama und unsere King-Charles Dame Zoe kamen mit. Immerhin musste es mit ihnen ebenfalls funktionieren.


Mit gerade zwei Monaten tapste Charlie auf der Wiese und beschnüffelte neugierig die Welt. Ich gab ihr Zeit, um mich kennenzulernen, drängte mich nicht auf und wartete, dass sie zu mir kam. Nachdem sie kurz Zoe berochen hatte, kam sie auch schon zu mir und ließ sich streicheln, lag bald auf dem Boden und präsentierte ihr nacktes Bäuchlein. Mein Herz hatte sie damit und zum Glück war auch meine Mama hingerissen. Keine drei Minuten zurück im Auto rief ich die Vermittlerin an und sagte ihr, dass ich den Welpen haben will. Ich wollte mit ihr trainieren, in der Hundeschule lernen, ihr Tricks beibringen und mit ihr Laufen gehen.


Keine drei Tage später kam die Vermittlerin zu mir, sah sich mein Zuhause an und wie ich mit Charlie umgehe. An diesem Tag blieb sie direkt bei mir und ich habe es keinen Tag bereut.

War es immer leicht? Nein.

Brachte sie mich zur Verzweiflung? Ja.

Wurde sie größer als erwartet? Und ob!

Ist sie trotzdem meine treuste und beste Begleiterin? Jeden Tag.


Eure Valerie

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